Operative Therapie| 01.10.2020

Vitamin-B12-Mangel

Eine sehr gefährliche Komplikation nach bariatrischen Operationen, die sehr einfach zu behandeln ist!

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von Dr. med. Iglika Hübenthal

Fast 50 Prozent der Patienten, die sich einer bariatrischen (gewichtsreduzierenden) Operation unterzogen haben, entwickeln in den ersten 2 Jahren postoperativ einen Vitamin-B12-Mangel.

Dadurch, dass bei Patienten mit einem Magenbypass der Magen auf die Grösse einer Espressotasse verkleinert wird und bei einem Magenschlauch auf der Grösse einer kleinen Banane, wird in dem erhaltenen Magenanteil zu wenig Glykoprotein (Intrinsic Faktor) gebildet. Dieses Transportprotein bildet mit dem Vitamin B12, welches durch die Nahrung aufgenommen wird, einen Komplex, und ermöglicht erst durch diese Komplexbildung die Aufnahme von Vitamin B12 im Krummdarm (Terminales Ileum). Somit kommt es nach einer bariatrischen Operation zur mangelnden Aufnahme (Resorption) des Vitamin B12 im Blut.

Fast 50 % der Patienten entwickeln in den ersten 2 Jahren nach einer bariatrischen Operation einen Vitamin-B12-Mangel.

Vor einer geplanten bariatrischen Operation wird deshalb immer die aktuelle Versorgung mit Vitamin B12 geprüft, um einen bereits präoperativen Mangel ausschliessen zu können.

Nach der Operation erfolgen dann im ersten Jahr zuerst alle drei, und danach alle sechs bis zwölf Monate laborchemische Kontrollen, um eine Entleerung der Körperspeicher rechtzeitig diagnostizieren und entsprechend therapieren zu können. Manchmal werden aber – wenn auch nur sehr selten - die regelmässigen Kontrollen nach einer bariatrischen Operation nicht durchgeführt, was zu einer kompletten Entleerung der Speicher und der Manifestation von schwerwiegenden Symptomen führen kann, die eventuell bleibende Schäden verursachen.

Sehr gefährlich ist die Schädigung des Rückenmarks und des Gehirns, die funikuläre Myelose (Funikuläre Spinalerkrankung). Die Patienten berichten über symmetrische und teilweise schmerzhafte Missempfindungen (Kribbeln und Ameisenlaufen-Parästhesien), die häufig an den Beinen beginnen. Aus diesen Sensibilitätsstörungen resultiert eine Gangunsicherheit (sensible Ataxie). Ausserdem ermüden Betroffene schnell beim Gehen.

Wird ein Mangel nicht rechtzeitig erkannt, können die Nervenleitungen weiter und auch unumkehrbar zerstört werden, so dass die Patienten spastische Lähmungen der Beine und später auch der Arme entwickeln, nicht mehr laufen können und auf die Hilfe eines Rollstuhls angewiesen sind.

Diese gravierende Komplikation kann durch die rechtzeitige Diagnose eines Vitamin-B12-Mangels, die durch eine einfache Blutabnahme sehr schnell gestellt ist, verhindert werden.

Da durch die Bestimmung des Vitamin B12-Wertes im Blut 30 Prozent der Mangelzustände nicht erfasst werden, testen wir in unserem Ambulatorium das biologisch aktive Vitamin B12 (Holotranscobalamin), was bereits die Entleerung der Vitamin-B12-Speicher aufzeigen kann.

Wir können damit eine Therapie bereits beginnen, bevor sich die Symptome eines Vitamin B12-Mangels manifestiert haben.

Neben der funikulären Myelose (Schädigung der Rückenmarkes und des Gehirns, die sich als Taubheit oder Kribbeln in Gliedmassen, Lähmungen, Nervenschmerzen, Koordinationsstörungen zeigen) können folgende Symptome auftreten:

Energielosigkeit

Erschöpfung

Stimmungsschwankungen

Immunschwäche mit häufigen Infekten

Durchfall

Eingerissene Mundwinkel

Anämie

Schlafstörungen

Depressionen

Verwirrtheit

Sehstörungen

Die Therapie des Vitamin B12-Mangels ist sehr einfach und kann durch eine regelmässige intramuskuläre Gabe von Vitamin B12 behandelt werden. Wichtig ist, dass nach der Aufdosierungstherapie, welche über einige Wochen dauern kann, eine Erhaltungstherapie beibehalten wird - z. B. indem der Hausarzt oder wir in unserem Ambulatorium alle zwei bis drei Monate eine intramuskuläre Vitamin B12-Spritze applizieren.

Somit kann man abschliessend sagen, dass die regelmässige Nachsorge nach einer bariatrischen Operation an einem Adipositaszentrum sehr wichtig ist!

Ein Artikel von Dr. med. Iglika Hübenthal, Ärztliche Leitung Ernährungsmedizin.

Autorin
Dr. med. Iglika Hübenthal
Ärztliche Leitung Ernährungsmedizin

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