Der proximale Y-Magenbypass (Teil 2)
Während der normalen Nahrungspassage gelangen die Speisen durch den Ösophagus (Speiseröhre) in den Magen, wo sie durch den Magensaft «vorverdaut» und Teile der Nahrung vom Körper aufgenommen werden. Dieser vorverdaute Speisebrei gelangt weiter in den Zwölffingerdarm (Duodenum), wo weitere Verdauungsenzyme aus der Gallensäure und der Flüssigkeit der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) hinzukommen. So vermischt gelangt die Nahrung in den Dünndarm, wo sie schliesslich resorbiert und verstoffwechselt wird (Kalorien, Proteine, Vitamine werden aufgenommen), bis die Überreste über den Dickdarm wieder ausgeschieden werden.
von Dr. med. Diana Mattiello
Doch wie funktioniert nun der Magenbypass? Bei der Magenbypass-Operation wird der Haupt- oder Restmagen umgangen/ausgeschaltet (oder eben «gebypasst» -> Magenbypass) und die Nahrung gelangt nicht in den Magen und den Zwölffingerdarm. Es wird also zu Beginn der Verdauung die Nahrung von den Verdauungssäften getrennt. Durch diese verringerte und verspätete Verdauung der Nahrung, wird der Stoffwechsel beeinflusst und es werden entsprechend weniger Kalorien, Proteine und auch Vitamine aufgenommen.
Auch der Magenbypass wird im Spital Limmattal in der Schlüsselloch-Technik mit sechs ca. ein bis zwei cm grossen Schnitten durchgeführt. Zu Beginn wird der Übergang vom Magen zur Speiseröhre dargestellt und knapp darunter der Magen mit einem speziellen Gerät (Stapler) durchtrennt. So wird der sogenannte «Magenpouch» (Vormagen) gebildet, welcher ca. eine halbe Teetasse gross ist. Hier liegt der zweite Effekt in der Gewichtsreduktion. Durch diesen kleinen Magenpouch ist die Portionengrösse nach der Operation wie beim Gastric Sleeve ca. eine 1/3 Restaurantportion. Der grosse Rest des Magens bleibt im Körper drin und nimmt nicht mehr an der Nahrungspassage teil.
Eine Dünndarmschlinge wird anschliessend aus dem Bauchraum hochgezogen, durchtrennt und das eine Ende mit dem Magenpouch im Bereich der Durchtrennungslinie wieder verbunden, damit der Speisebrei nun nach der Passage durch die Speiseröhre und dem kleinem Vormagen direkt in den Dünndarm gelangt. 1.5 Meter nach der Dünndarm/Magenpouchverbindung (Gastro-Jejunostomie) wird dann der andere abgetrennte Teil der Dünndarmschlinge mit dem Rest des Dünndarms wieder vereinigt. Dies ist die sogenannte «Fusspunktanastomose». Von der Dünndarm/Magenpouchverbindung bis zur Fusspunktanastomose (also über 1.5 Meter Dünndarmlänge) wird die Nahrung ohne Verdauungssäfte transportiert. Erst ab der Vereinigungs-Stelle (Fusspunktanastomose) kommen die Verdauungssäfte dazu und die Nahrung wird nun resorbiert. Dies ist der Effekt der verringerten und verspäteten Verdauung der Nahrung.
Mit dem Magenbypass können Sie im Langzeitverlauf ca. 60 Prozent Ihres Übergewichtes verlieren. Ähnlich wie beim Gastric Sleeve sind Sie in regelmässiger Kontrolle in unserem Zentrum und müssen lebenslänglich Vitamine zu sich nehmen.
Und wie sieht es mit den Komplikationen aus?
Nachblutungen treten in ca. ein bis zwei Prozent der Fälle auf. Auch hier kann es in den freien Bauchraum sein, oder aber an einer der Verbindungsstellen am Darm in das Darmlumen hinein. Je nachdem, wie stark die Blutung ist muss eventuell reoperiert werden.
Beim Magenbypass muss eine neue Verbindung zwischen Magen und Darmschlinge geschaffen werden. In seltenen Fällen (unter 1 Prozent) können diese Nähte undicht sein. Dies ist eine unangenehme Komplikation und verlangt in der Regel innerhalb weniger Stunden eine erneute Operation. Ganz selten (unter 0.5 Prozent der Fälle) kann eine solche Komplikation tödlich enden. Ein Darmverschluss kurz nach der Operation ist ebenfalls möglich, aber selten (unter 1 Prozent) und muss reoperiert werden.
Die Umstellung für den Organismus ist nach einer Bypass-Operation beträchtlich und es kann einige Wochen dauern bis sich wiederum ein neuer Rhythmus bezüglich Verdauung und Allgemeinbefinden einstellt. Zur Vermeidung von Mangelerscheinungen ist zudem eine sehr engmaschige, ärztliche Betreuung lebenslänglich nach der Operation notwendig.
In manchen Fällen, an denen eine sichere Verbindung zwischen Magen und Dünndarm auf Grund des vielen Fettes im Bauchraum nicht möglich ist, muss während der Operation entschieden werden, ein anderes Operationsverfahren zu wählen, vorzugsweise ist dies der Magenschlauch (Gastric-Sleeve).
Ebenso kann nach Monaten oder Jahren (in ca. vier bis fünf Prozent der Fälle) eine schwere Schluckstörungssymptomatik auftreten oder die Unmöglichkeit, Nahrungsmittel zu sich zu nehmen. Dies kann verursacht werden durch Vernarbungen im Bereiche der Verbindung zwischen Magen und Dünndarm. In solchen Fällen kann man meistens mit einer ambulant durchgeführten Magenspiegelung mit Ballondilatation das Problem beheben.
Es kann nach der Bypassoperation zur Entwicklung von Gallensteinen kommen. In dieser Situation empfehlen wir die Entfernung der Gallenblase, welche meistens ohne grössere Probleme durchgeführt werden kann. Ebenso kann es nach Monaten bis Jahren nach der Operation zur Entwicklung von so genannten inneren Hernien kommen. Dabei handelt es sich, bedingt durch die starke Gewichtsabnahme, um mobile Dünndarmschlingen, welche sich ineinander verdrehen können. Klassisch ist das Auftreten von kolikartigen Bauchschmerzen. Innere Hernien treten in ein bis zwei Prozent der Fälle im Langzeitverlauf auf. In dieser Situation empfiehlt sich mittels Schlüsselloch-Chirurgie eine Refixation der Dünndarmschlingen durchzuführen. Dieser Eingriff ist in der Regel ein kleiner Eingriff, der problemlos laparoskopisch durchgeführt werden kann.
Ein Artikel von Dr. med. Diana Mattiello, Leitende Ärztin Klinik für Allgemein-, Gefäss- & Viszeralchirurgie.
Autorin
Dr. med. Diana Mattiello
Leitende Ärztin Klinik für Allgemein-, Gefäss- & Viszeralchirurgie
Adipositaszentrum Limmattal
Urdorferstrasse 100
8952 Schlieren